Energetische Sanierung eines Hauses von Richard Neutra
Anfang der 1960er Jahre plante der austro-kalifornische Architekt Richard J. Neutra in der Stadt Walldorf eine Siedlung mit rd. 240 Wohneinheiten; Auftraggeber war die Bewobau, eine Tochterfirma der Neuen Heimat. Eine Gruppe von 42 Einfamilienhäusern wurde nach Plänen Neutras realisiert, der übrige Teil nach Eigenentwürfen der Bewobau bebaut. Seit Anfang der 1990er Jahre steht die Gruppe der Neutra-Bauten unter Ensembleschutz; derzeit sind 12 dieser Häuser zusätzlich als Einzelkulturdenkmäler in die Denkmalliste des Landes Hessen eingetragen.
Familie Härtling bewohnt das Haus Finkenweg 1 im Erstbezug seit dem Jahr 1967. Es wird kontinuierlich gepflegt und befindet sich in einem nahezu vollständigen Originalzustand.
Im Jahre 2012 sollten die bis dato noch vorhandenen Einscheibenverglasungen durch Isolierglasfenster ersetzt werden; aufgrund der extrem schmalgliedrigen originalen Fensterrahmen zeigte sich, dass hierfür keine marktgängigen Lösungen möglich waren. Mit finanzieller Förderung durch das Landesamt für Denkmalpflege Hessen wurde daher eine konkrete Systemlösung erarbeitet und durch Bau eines Musterfensters getestet.
Unter Verwendung der originalen Bedienelemente erfolgte der Einbau in den Monaten Oktober 2012 bis Februar 2013. Die Festverglasungen, Klapp- und Schiebefenster sind im Ergebnis nicht als bauliche Veränderung erkennbar.
Das Wohnhaus Härtling kann als Beispiel dafür dienen, dass herausragende denkmalpflegerische Arbeit auch darin bestehen kann, „einfach nur“ den Bestand sorgsam zu pflegen und zu erhalten, und gleichzeitig mit Bedacht solche Maßnahmen zuzulassen, die die Alltagstauglichkeit erhöhen, jedoch Substanz und Erscheinung unberührt lassen.
„Hessischer Denkmalschutzpreis 2013“
Bildnachweise: Landesamt für Denkmalpflege Hessen